Sonntag, 16. Mai 2010

Das Problem kontinuierlicher Angebots- und Nachfragekurven

Dieser kurze Beitrag soll zeigen, dass kontinuierliche Angebots- und Nachfragekurven dazu führen, dass Preisveränderungen nicht existieren können. Ein realisierter Preis kann nur im Moment der Transaktion beobachtet werden, und im Moment der Transaktion ist der angebotene Preis identisch dem nachgefragten Preis. Das bedeutet, dass Überangebot oder Übernachfrage zeitlich nur im Zeitintervall zwischen zwei Transaktionen existieren können. Da eine stetige Kurve diese Möglichkeit per Annahme ausschliesst, werden Preisveränderungen durch kontinuierliche Kurven verunmöglicht.



An den Zeitpunkten t0, t1, t2 und t3 wird ein Einkommen gegen ein Produkt getauscht. Das Preisniveau zum Zeitpunkt der Transaktion ist p0 resp. p1, p2 und p3. Wir erkennen, dass in den Zeitintervallen zwischen den Transaktionen t0 bis t3 keine Transaktion statt findet. Es ist jedoch (mathematisch gesehen) möglich, die verschiedenen Punkte A bis D mit einer Kurve s=d zu verbinden. Alle Punkte auf der Kurve drücken eine Gleichheit (=) zwischen Angebot und Nachfrage aus, würde an diesem Zeitpunkt eine Transaktion stattfinden. Jedoch sind an den Zeitpunkten der Transaktion (t0 bis t3) Angebot nicht nur gleich (=) der Nachfrage, sondern identitisch (≡). Das Identitätszeichen "≡" besagt, dass die Faktoren Angebot und Nachfrage Teile einer einzigen Operation sind: der Transaktion. In den Zeitpunkten t0 bis t3 finden Transaktionen statt, in denen Angebot und Nachfrage beliebig austauschbar sind: eine Partei bietet Geld an / fragt Produkte nach, die andere Partei bietet Produkte an / fragt Geld nach. Ausdrücklich heisst das im Moment der Transaktion:

Nachfrage = Produkt = Geldsumme = Angebot

In allen anderen Zeitpunkten kann keine Transaktion beobachtet werden, weshalb Angebot und Nachfrage nur an den Transaktionspunkten A bis D identisch sind. In allen Momenten i sind Angebot und Nachfrage unterschiedliche Faktoren. Nur in den Momenten zwischen den Transaktionspunkten kann ein Nachfrage- oder Angebotsüberschuss existieren, da im Moment der Transaktion Angebot und Nachfrage eine Identität darstellen. Übernachfrage (d>s) zum Zeitpunkt der Transaktion ist deshalb ein bedeutungsloses Konzept, weil im Moment der Transaktion notwendigerweise s≡d gilt.

Nun ist natürlich das Problem, dass die Kurve s=d imaginär ist; sie extistiert nur in unseren Köpfen. Die einzigen Punkte, in denen wir den Tauschpreis eines Gutes kennen können, sind die Transaktionspunkte t0 bis t3. Wo kann also nun Übernachfrage existieren? Wie wir gesehen haben, kann sie unmöglich in t0 bis t3 existieren, da die notwendige Bedingung dafür fehlt (die Nicht-Identität von s und d). Die einzig richtig Schlussfolgerung ist, dass Übernachfrage einzig zwischen den Transaktionspunkten existieren kann. Sämtliche Punkte auf der Linie s=d ausser der Transaktionspunkte sind imaginär, "hineinfantasiert", und nicht realisiert. Die Vorstellung, Übernachfrage (d>s) könne innerhalb einer Transaktion existieren, wo doch die Transaktion genau die Identität zwischen d und s herstellt, ist absurd.

Übernachfrage kann nur in den Intervallen zwischen zwei Käufen hergestellt werden. Diese Aussage führt zur Unmöglichkeit einer kontinuierlichen Preisfunktion. Falls nämlich kein Zeitintervall zwischen zwei Transaktionen existieren könnte, wäre die Existenz einer Übernachfrage unmöglich; Preisveränderungen könnten nicht existieren.

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